Was geschieht mit den Daten in den sozialen Netzwerken? Was passiert mit unseren Daten bei Google? Taugen diese Daten eventuell sogar, um uns später wieder digital entstehen zu lassen? Was soll von uns bleiben, wenn der biologische Körper gestorben ist? Wir fragten Kult-Regisseur Moritz Riesewieck, wie es um unsere digitale Unsterblichkeit bestellt ist.
Herr Riesewieck beschäftigen sich mit Themen, die die Nutzung von Social Media in ein ungewohntes, ungedachtes Licht rückt. Ihr Film The Cleaners von 2018 ist ein prominentes Beispiel dafür. Worum ging es da?
Sowohl Hans als auch ich haben uns während des Schauspiel-Regiestudiums fürs Hier und Jetzt interessiert und Ausschau nach Themen gehalten, die interessant für dokumentarische Arbeiten sein könnten. Wir wollten damals noch das Dokumentarische mit dem Schauspiel kreuzen. Es ist auch schon länger unser Anliegen, Ausdrucks- und Erzählformen für das Digitale zu finden, weil wir den Eindruck hatten, dass sich viele nicht an diese Thematik herantrauen – es sei denn, sie haben ein Informatikstudium hinter sich.
Letztlich stecken hinter jedem Algorithmus, hinter jedem digitalen Device menschliche Entscheidungen oder irgendwelche Ideologien. Von Menschen für Menschen gemacht. Schon deshalb lohnt es, sich damit zu beschäftigen und nach Erzählformen zu fahnden. Es musste ein Thema her. Anfang 2016 war uns dann etwas aufgefallen: Wie kommt es eigentlich, dass wir auf Social-Media-Seiten im Netz mit Pornografie, mit Gewaltverherrlichung oder anderen verstörenden Inhalten vergleichsweise wenig behelligt werden, während gleichzeitig so viel Content stündlich, minütlich, sekündlich hochgeladen wird? Man muss annehmen, dass zwischen Hochladen und Medienkonsum irgendetwas passiert. Können Algorithmen solche Inhalte vollautomatisch erkennen und selbstständig löschen? Oder stecken da Menschen dahinter? Nach einer Onlinerecherche stießen wir auf eine Studie einer US-amerikanischen Medienwissenschaftlerin, die sich mit Content Moderation für Microsoft in den USA beschäftigte. Sie nahm an, dass ein Großteil dieser Arbeit in Schwellenländer, vor allem auf die Philippinen, outgesourct wird. Sie hatte allerdings keine Möglichkeiten, das vor Ort selbst zu recherchieren.
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