Herr Böhm, Herr Pfeiffer, wie kam es zum Verlag Das Kulturelle Gedächtnis? Welche Idee steckt dahinter?
Böhm: Es hat sich in den letzten Jahren im Verlagswesen eine Tendenz entwickelt, dass Bücher im Grunde nur dann gemacht werden, wenn im Vorhinein klar ist, dass sie eine bestimmte Mindestauflage erreichen. Solche Bücher, die so ein bisschen abseitige oder schwierige Themen behandeln, haben es schwerer, weil die Verkaufserwartung von Anfang an nicht da ist. Von den fünf Gründern unseres Verlags waren drei dabei, die in den letzten Jahren immer mal mit einem Projekt, das ihnen besonders am Herzen lag, gescheitert waren, weil die Verlage gesagt haben: „Das interessiert heute nicht mehr genug Menschen“. Ein Beispiel: Die Neuübersetzung von Voltaires „Der Fanatismus oder Mohammed“ würde – so die Verlage – niemanden interessieren.
Es kann aber nicht sein, dass das Erscheinen von Büchern einem Wirtschaftsdiktat unterliegt. Das war der Impuls, Bücher zu machen, die wir für den gesellschaftlichen Diskurs für notwendig erachten. Wir nehmen den wirtschaftlichen Druck raus, indem wir sagen: Wir lassen uns von unserer Leidenschaft fürs Büchermachen leiten. Wir machen das zusammen, haben keine Hierarchie und sind immer offen für neue Menschen, die an unserer Teilhabe-Idee Gefallen finden. Und keiner von uns nimmt irgendwelche Mittel aus dem Verlag heraus. Es bleibt alles drin, um die Kontinuität zu gewährleisten. Klar, auch wir müssen unsere Titel verkaufen, sonst können wir den Laden dichtmachen. Aber unsere Mindestauflage ist eben eine viel geringere.
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