Was Erik Spiekermann über wahrhaftiges Design weiß

Erik, wie wurde aus dem Setzer und Drucker Spiekermann ein weltweit angesehener Typograf und Designer?

Schule hat mich sehr gelangweilt. Deswegen habe ich viel nebenher gemacht und beim Tagesspiegel nachmittags eine Setzerlehre begonnen: Bleisatz. Den Job hat mir mein Vater vermittelt, der auf der anderen Straßenseite gearbeitet hat. Dort habe ich in der Montage gelernt.

Der Grafikdesigner und Typograf Erik Spiekermann (* 30. Mai 1947 in Stadthagen) ist seit den 1970er Jahren ein distinktiver Teil der visuellen Welt. Als Gründer von Meta-Design und Edenspiekermann gab er unter anderem dem ÖPNV Berlins, der Deutschen Bahn, dem Economist und Unternehmen wie Audi, Volkswagen und Bosch ein unverwechselbares Erscheinungsbild.
Seine Arbeiten wurden mit den prestigeträchtigsten Preisen Europas ausgezeichnet, nicht zuletzt ernannte ihn die britische Queen zum Royal Designer for Industry. FontShop, das erste Versandgeschäft für Computerschriften, geht ebenso auf seine kreative Initiative zurück wie zahlreiche Schriftentwürfe, u.a. ITC Officina und FF Meta – beide sind inzwischen als Klassiker auf vielen Festplatten vorhanden.

Aus irgendeinem Grunde – wahrscheinlich, weil ich Gymnasiast war und Englisch, Französisch und Latein konnte – musste ich immer Todesanzeigen setzen: Bodoni, Mittelachse, also hässlich und langweilig. Grabstein-Typografie: Hier ruht in Frieden nach langem Leiden und diese fürchterlichen Vokabeln, sehr langweilig. Aber ich habe wahnsinnig viel gelernt, weil ich unter Stress fertig werden musste.

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