Welcher Plan steckte hinter deiner Karriere, die beim Frühstyxradio begann, Oliver?
Da war nichts geplant. Ich glaube, wie bei vielen Dingen, an die Macht des Schicksals oder wie man das auch immer nennt. Es gibt Momente, die – wenn man sich darauf einlässt – für einen gemacht scheinen. Vieles, was ich in meinem Leben erlebt habe, macht sonst keinen Sinn.
Eckard Christiani im Gespräch mit Oliver Kalkofe, Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
Das Frühstyxradio kam tatsächlich ungeplant und war auch während der Zeit, als wir da waren, eigentlich weiterhin ohne Plan.
Wie bist du denn zum Radio gekommen?
Das Frühstyxradio gab es seit einem knappen halben Jahr. Ich hörte die Sendungen mit Begeisterung: Brungs und Brochterbeck und so. Das fand ich toll, da wollte ich hin. Aber ich dachte, das wird mir nie gelingen.
Johannes – oder soll ich Schrödi sagen? –, wie wird ein Lehrer Comedian?
Scherzhaft sage ich immer, dass die Schüler mich irgendwann aufgefordert haben: „Herr Schröder, erzählen Sie diese schlechten Witze bitte nicht uns! Wir sind hier in der Schule. Gehen Sie bitte dorthin, wo Sie ihresgleichen treffen.“
Johannes Schröder(* 1974 in Berlin-Charlottenburg) ist ein deutscher Comedian, Kabarettist und ehemaliger Gymnasiallehrer, der unter dem Künstlernamen Herr Schröder auftritt.
Nein, so war es nicht. Ich leitete in der Schule eine Theater-AG und entwickelte so eine Leidenschaft für die Bühne. Es war wichtig zu verstehen, was auf der Bühne funktioniert, und das war etwas, was ich den Schülern vermitteln konnte. Authentisch auf der Bühne zu sein war essenziell. Ich fand es furchtbar, wenn jemand einfach einen Text herunterratterte. „Halt, Moment, Stopp! Du musst das erst spüren, erst körperlich werden, und erst wenn du das richtig empfindest, dann kannst du sprechen.“
Hinzu kam ein Abenteuerwunsch, einmal etwas völlig Neues zu tun, einen kleinen Umweg zu gehen, die starre Karriere als Lehrer noch mal zu durchbrechen und von null anzufangen.
Ein Gespräch mit Silke Müllerüber Social Media und die Gefahr, unsere Kinderzu verlieren
Liebe Frau Müller, sie haben ein eindrucksvolles verstörendes Buch über Gewalt, Missbrauch und Rassismus in Klassen-Chats und die gefährlichen Tiefen einer digitalen Parallelwelt geschrieben. Welches Erlebnis hat Sie ermutigt, oder hat es zwingend gemacht, dass Sie Ihre Erfahrungen in einem Buch versammeln?
Ich glaube, der Begriff zwingend ist der bessere. Ich bin als Schulleiterin mit dem Thema Soziale Netzwerke und wie sie die Welt der Kinder verändern und beeinflussen seit ungefähr 2016 öffentlich unterwegs. Es gibt das ForumBildung Digitalisierung in Berlin, das erstmals den Föderalismus überwunden hat und ganz viele Schulen aus dem Bundesgebiet zusammenholt und zu verschiedenen Themen diskutiert. Dort habe ich 2016 erstmals über dieses Thema gesprochen. 2018 kam TikTok, die Inhalte veränderten sich, gingen rasend schnell viral, das Suchtverhalten potenzierte sich. Wir erkannten: Jetzt haben wir ein Problem.
Silke Müller ist Schulleiterin einer Ganztagsschule, der Waldschule Hatten bei Oldenburg und seit 2021 erste Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen. Sie kämpft für eine ethische und demokratische Werteerziehung – auch und vor allem in der digitalen Welt. Ihr Buch Wir verlieren unsere Kinder erreichte Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Nach einem Porträt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – dort wurde ich als streitbare Direktorin vorgestellt – rief mich mein heutiger Schriftstelleragent an und meinte, es sei genau jetzt der richtige Zeitpunkt, ein Buch über digitale Ethik zu schreiben. Und weil ich viele Menschen – Eltern und Großeltern – erreichen wollte, habe mich dann dafür entschieden, ein Buch zu schreiben.
Ein Gespräch über Wahrheiten und Mehrheiten mit Dr. Gegor Gysi
Herr Dr. Gysi, sie sind Jurist, Moderator, Autor und Politiker.
Das stimmt. Mit 75 Jahren reichen doch vier Berufe, oder?
Vollkommen! Wie schwer fällt es Ihnen, in Ihren unterschiedlichen Rollen authentisch im Sinne von Wahrhaftig zu sein?
Mit 16 hatte ich ein seltenes Erlebnis. Da wollte ein Mädchen mehr von mir wissen, als ich von ihr – sonst war es immer umgekehrt. Und weil ich keine Lust zu irgendwas hatte, was sie mir vorschlug, habe ich gelogen. Das hatte ich natürlich am nächsten Morgen vergessen und flog auf. Da habe ich mir gesagt: „Gysi, wer lügt, muss sich seine Lügen merken können. Wenn du das nicht kannst, lass es bleiben.“ Und seitdem versuche ich tatsächlich – so weit es geht –, Lügen zu vermeiden.
Im Gespräch mit Dr. Gregor Gysi
Das hat einen Vorteil: Ich kann schneller reagieren und muss nicht – wie viele andere Politikerinnen und Politiker – überlegen, wie gerade die Beschlusslage ist. Ich sage fast immer das, was ich auch wirklich meine.
Ihr Buch Was Politiker nicht sagen untertitelt, dass es dem Politiker nur um Mehrheiten ginge, nicht aber um Wahrheiten. Sollte Wahrhaftigkeit – also der Wunsch, die Wahrheit zu sagen – nicht eine Grundtugend für Politiker:innen sein?
Die Demokratie hat viele Vorteile und ein paar Nachteile. Ein Nachteil ist, dass man Mehrheiten erreichen muss. Und es gibt Wahrheiten, mit denen nicht so ohne Weiteres die Mehrheit erreicht werden kann. Ich sage Ihnen ein Beispiel: 1990 hatten wir einen Bundestagswahlkampf. Helmut Kohl wollte gerne für die Union Kanzler bleiben, und Oskar Lafontaine für die SPD Kanzler werden. Oskar Lafontaine sagte, dass die Einheit sehr teuer werde, während Helmut Kohl postulierte, es würden blühende Landschaften entstehen. Zwei Fragen: Erstens, wer hatte recht? Und zweitens, wer hat die Wahl gewonnen?
Alev, in deinem Interview für den ADC habe ich gehört, dass du als Kind Nachrichtensprecherin werden wolltest. Wie war dein Weg von diesem „ersten Berufswunsch“ auf das Redaktionsschiff PioneerOne?
Nachrichtensprecherin war ich nur als Kind (lacht). Nachrichten zu gucken, war für uns zu Hause ein familiäres Happening, weil wir türkische Nachrichten geschaut haben, um zu erfahren, was in der Heimat passiert ist. Wir versammelten uns alle vor dem Fernseher – ein klassisches Lagerfeuergefühl. Ich saß tatsächlich immer auf dem Teppich, hatte eine Zeitung in der Hand und habe so getan, als ob ich Nachrichten vorlese. Die Erinnerung daran kam mir spontan bei der Frage, was ich eigentlich als Kind werden wollte. Danach kam aber noch jede Menge anderes. Ich meinte auch einmal, ich müsse Sängerin werden. Ein anderes Mal wollte ich Ärztin werden. Und Jura habe ich auch studiert.
Zur PioneerOne kam ich auf einem sehr konventionellen Weg – eine durchaus gradlinige journalistische Laufbahn. Ich habe als Praktikantin und dann als freie Mitarbeiterin beim Bonner General-Anzeiger angefangen. Nach meinem Studium arbeitete ich dort als freie Autorin. Danach habe ich bei den Kieler Nachrichten und beim RND Redaktionsnetzwerk Deutschland volontiert, wurde übernommen und schrieb über landespolitische Themen. Bei der Rheinischen Post arbeitete ich als Politikredakteurin – Essays, Kommentare, Analysen und Leitartikel.
Ein Gespräch mit Bronzemedaillengewinner Ali Laçin
Ali, Du hast einmal gesagt, dass früher dein größter Wunsch war, normal zu sein und nicht aufzufallen. Diesen Sommer in Tokio ist dir beides – in Kombination – nicht gelungen. Herzlichen Glückwunsch zur Bronzemedaille bei den Paralympics im 200-Meter-Rennen der Doppelt Oberschenkelamputierten!
Danke. (lacht)
Eine solche Leistung abzurufen, ist für jeden Sportler und jede Sportlerin eine Herausforderung. Wie liefen deine Vorbereitungen auf dieses Großereignis?
Ali Laçin, 33, ist ein deutscher paralympischer Athlet. Er gewann die Bronzemedaille im 200-Meter-T61-Lauf der Männer bei den Sommer-Paralympics 2020 in Tokio, Japan. Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
Eigentlich sehr gut, abgesehen von Ende April, als ich im Training gestürzt bin und mir den Arm gebrochen habe. Ich musste operiert werden und hatte große Angst, dass ich doch nicht nach Tokio fliegen kann. Das hatte mich extrem zurückgeworfen. Ein Weitsprung mit sechs Meter siebzig oder die guten Zeiten, die ich vorher gesprintet bin, waren nach acht Wochen Pause schwierig zu erreichen. Ich konnte nicht mehr die Leistungen abrufen, die ich eigentlich hätte bringen müssen. Aber dennoch bin ich nicht mit leeren Händen nach Hause gekommen. Das motiviert mich umso mehr für die nächsten Jahre und natürlich für Paris. Ich war einerseits sehr, sehr glücklich über die Medaille, aber auf der anderen Seite auch sehr enttäuscht von mir. Es hätte bei dem Lauf und meinen bisherigen Leistungen Silber sein müssen. Aber, naja, wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis zur Sommer-Paralympics 2024 in Paris – da muss ich auf jeden Fall zwei Goldmedaillen holen.
Ein Essay von Eckard Christiani in der 51. Ausgabe des CI-Magazins
Die Corona-Pandemie stellte vor über einem Jahr unser Leben auf den Kopf. Wir sahen mit einem Mal, dass vieles im Argen liegt: angefangen bei unserer Lebensweise über unsere Ernährung bis hin zu der Art, wie wir uns die Mittel zum Leben organisieren. Dabei verrät es viel über uns, wie wir gemeinsam kochen, am Tisch sitzen und morgens, mittags und abends gemeinsam essen.
Online zu lesen im Designkatalog „cocooni“ der creativen inneneinrichter
Viele von uns lümmeln auch während des Essens mit dem Handy auf dem Sofa – mit einer Pizza aus dem Karton. Es gibt kaum noch Kommunikation am Esstisch. Bemerkenswert ist, dass vor Corona noch 70 Prozent der Familien in Deutschland einmal in der Woche gemeinsam aßen. Alle anderen Mahlzeiten wurden irgendwann und irgendwo eingenommen. In Kantinen, in Schulen, am Arbeitsplatz oder im Gehen auf der Straße. Das kann nicht gut sein, weil man in alten Zeiten am Tisch, als dieser noch Mittelpunkt des Familienlebens war, viele Dinge besprochen und verhandelt hat und viele Sachen gelernt wurden. Es wurden dort die Grundwerte des Zusammenlebens – Teilen, Verzichten, auch Gehorchen – geübt. Voraussetzung war natürlich, dass vorher jemand kochte. Kochen und gemeinsames Essen sind, und davon bin ich zutiefst überzeugt, eine Schule des Lebens.
Wir sprachen mit Christian Lieb, einem der Chefs der Druckerei Gutenberg Beuys in Langenhagen bei Hannover, über Nachhaltigkeit im laufenden Geschäft.
Christian, ist für eure Kund*innen Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema?
Auf alle Fälle! Es fällt auf, je größer ein Unternehmen ist, desto wichtiger wird es auch genommen. Wir haben gerade für die Landeshauptstadt Hannover den sechsbändigen Nachhaltigkeitsbericht produziert – gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel.
Nachhaltigkeitsbericht 2020 Hannover
Seid ihr eine Umweltdruckerei? Oder anders gefragt: Wie wichtig ist euch als Druckerei das Thema Nachhaltigkeit?
Wir sind tatsächlich so etwas wie eine Umweltdruckerei, auch wenn das im Namen Gutenberg Beuys nicht erscheint. Seit Gründung nutzen wir zum Beispiel ausschließlich Ökostrom, und wir haben unsere Entsorgung perfektioniert. Dass das auch marketingtechnisch relevant ist, haben wir erst von zwei oder drei Jahren entdeckt. (lacht) Vorher war es für uns tatsächlich selbstverständlich, so zu arbeiten. Tue Gutes und rede darüber. Das tun wir jetzt.
Neinsagen fällt schwer. … Denn es bringt Entfremdung von der Herkunftsfamilie mit sich, wenn einer in die Welt hinaus will. Illoyal zu sein, bedeutet Ächtung von den Kollegen und scharfe Gewissenbisse, wenn es darum geht, Missstände in der Firma anzuprangern. Und es bedeutet – was am schlimmsten wiegt – Verrat an den eigenen Idealen gerade dann, wenn es erforderlich wäre, frühere ideologische Überzeugungen glaubwürdig abzulegen.
Wirtschaftsjournalist Rainer Hank, aufgenommen am Donnerstag (12.01.2017) in Frankfurt am Main. Foto: Salome Roessler
Umso merkwürdiger mutet es angesichts dieses allgegenwärtigen Zwangs zur Loyalität an, dass Illoyalität derzeit wieder hoffähig zu werden scheint: als Ausdruck „zivilen Ungehorsams“ einer Gruppe Gleichgesinnter gegen Staat, Regierung, die epidemiologische Wissenschaft, die „Lügenpresse“ oder die Mainstream-Gesellschaft, die aufgerüttelt und auf den rechten und guten Weg gebracht werden müssten. …
Das Multisense Institut hilft Unternehmen, die Erkenntnisse aus Neurowissenschaft, Psychologie und Sensorikforschung erfolgreich für Marken, Produkte und Kommunikation zu nutzen. Olaf Hartmann, Leiter des Instituts und Wegbereiter des multisensorischen Marketings in Deutschland, sprach mit uns über wissenschaftliche Grundlagen und Erkenntnisse. Wie identifiziert man brachliegende Potenziale, wie erarbeitet man effektive Strategien und Konzepte?
Olaf, was ist multisensorische Wahrnehmung und was hat das mit unserer Medienwelt zu tun?
Multisensorische Wahrnehmung ist im Wortsinne die menschliche Wahrnehmung, die sich aus mehreren Sinnen speist. Der Mensch ist – und wird es auch immer bleiben – ein multisensorisches Wesen. Er bezieht seine Informationen aus der Welt mit unterschiedlichen Sinnen und verbindet diese miteinander. Warum tut er das? Weil er so eine präzisere Abbildung der Wirklichkeit erhält. Dabei geht es ihm nicht um Wahrheit, sondern um Wirksamkeit in der Welt. Er verbindet die Sinneswahrnehmungen aus unterschiedlichen Kanälen und schafft sich so die Grundlage für ein besseres Urteil über die Welt, das sein Handeln erleichtert.
Olaf Hartmannist einer der Wegbereiter des multisensorischen Marketings in Deutschland. Als inspirierender Keynote-Speaker, Bestseller-Autor und Berater verweist er auf überzeugende Beispiele aus Forschung und Praxis.
Jeder Sinneskanal für sich beinhaltet Rauschen und hat blinde Flecken. Wenn man aber beispielsweise den Sehsinn mit dem Hörsinn kombiniert, hat man schon ein präziseres Abbild von der Welt. Der Sehsinn kombiniert mit dem Tastsinn schafft ein noch präziseres Abbild. Der Tastsinn ist dabei der einzige Sinn, mit dem wir die Welt berühren und im Wortsinne begreifen können. Mit dem Tastsinn können wir die Welt sogar manipulieren. Das Verb manipulieren geht auf das französische manipuler, „etwas mit der Hand bearbeiten“, zurück. Es ist aus dem lateinischen manipulus, „Handvoll, Bündel“, entlehnt, einer Bildung zum lateinischen manus, „Hand“, und dem Verb plere, „füllen“.
quintessense ist ein multidisziplinäres Team um den Autor, Journalisten, Designer und Markenexperten Eckard Christiani. Credibility of Brands: der Erfolgsfaktor für Unternehmen und Marken ist ein schlüssiger glaubwürdiger Gesamtauftritt. Wir spüren expliziten Markenwerte auf und geben der Marke implizite Werte mit. Relevantes Storytelling, moderne Publishing-Konzepte und die Nutzung aller modernen Kommunikationskanäle runden den perfekten Auftritt ab.
Unsere Leistungen
Unsere drei Kern-Kompetenzen: • Content Strategie und Publishing
• Multisensorisches Branding
• Beratung und Coaching
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